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Die Komponenten der Informatik

Gliederung:

  1. Einleitung
  2. Alwin Walther und das Institut für Praktische Mathematik
  3. Nachrichtentechnik
  4. Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  5. Die Fäden laufen zusammen

Einleitung

Viele Faktoren mußten zusammenkommen, um letztendlich das Entstehen des Studienfaches Informatik in Darmstadt zu ermöglichen.

Eine wichtige Rolle spielte zum einen Alwin Walther, der die ersten Rechenautomaten in Darmstadt baute, aber auch die Nachrichtentechnik an der Technischen Hochschule und die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft leisteten einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Informatik in Darmstadt...

Alwin Walther und das Institut für Praktische Mathematik

In den Nachkriegsjahren wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Komission für Rechenanlagen gegründet, die den Bau deutscher Rechenanlagen finanzieren sollte. Der Mathematiker Alwin Walther, der auch Mitglied in dieser Komission war, begann schon 1950 am Institut für Praktische Mathematik (IPM 1928-66) mit dem Bau des Darmstädter Elektronischen Rechenautomaten (DERA). Die Fertigstellung des Rechners verzögerte sich allerdings, da viele der am Bau beteiligten Fachkräfte von der Industrie abgeworben wurden. Auch war der DERA nicht für die Benutzung in Programmierveranstaltungen gedacht, sondern man wollte an ihm Entwicklungsingenieure ausbilden und Bauelemente auf ihre Eignung im Rechnerbau untersuchen.

Nachrichtentechnik

Der Direktor des Instituts für Nachrichtentechnik, Karl Küpfmüller, befaßte sich nicht nur in der Forschung mit Nachrichtenverarbeitung und Digitaltechnik, sondern griff diese Themen auch in der Lehre auf. Den später eingerichteten Lehrstuhl für Nachrichtenverarbeitung besetzte 1964 Robert Piloty. Dieser hatte schon in München am Bau der Programmgesteurten Elektronischen Rechenanlage (PERM 1952-56) mitgewirkt.

Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

1957 erhielt die DFG 20 Millonen Mark, um die Rechnerentwicklung in Deutschland voranzutreiben und damit Unabhängigkeit von ausländischen Produkten zu schaffen. Das Problem bestand darin, daß es in Deutschland nicht genügend gut ausgebildete Entwickler für diese Aufgaben gab, so daß man zunächst in die Ausbildung investieren mußte.

Man hatte die Idee eines Deutschen Rechnezentrums vor Augen, so daß man 12 kleinere und mittlere Rechenanlagen beschaffte, die keinem bestimmten Institut zugeordnet waren, sondern allen interessierten Forschern und Hochschulen zur Verfügung stehen sollten. Da es noch keine geeigneten deutschen Rechenanlagen gab, erwarb man drei IBM 650 und stellte sie in Darmstadt, Hannover und Hamburg auf. In weiteren Städten sollten Zuse 22 in Betrieb genommen werden und auch die in Eigenbau entstandenen Rechner DERA (Darmstadt), PERM (München) sowie G1 und G2 (Göttingen) wurden weiter gefördert.

Durch den Kauf des IBM 650 wurden 1957 schließlich auch Programmiervorlesungen und Praktika an der Technischen Hochschule Darmstadt durchführbar, diese fanden im Rahmen der Mathematik statt, und wurden auch dazu genutzt nicht-Mathematiker über die zunehmende Wichtigkeit von Rechnern in den naturwissenschaftlichen Disziplinen zu unterrichten. Bis die Planstellen an den Unis geschaffen waren, übernahm die DFG die Personalkosten für diese Veranstaltungen.

Schon 1960 werden für die Rechenzentren leistungsfähigere Rechner benötigt. Da die deutsche Industrie noch immer nicht in der Lage ist, diese zu liefern, werden wiederrum amerikanische Produkte angeschafft. Das Großrechenzentrum in Darmstadt erhält einen IBM 704. Schon ein Jahr darauf wird in Darmstadt das Deutsche Rechenzentrum (DRZ) unter Leitung Alwin Walthers gegründet, welches seinen Dienst allen Hochschulen und hochschulfreien Forschungseinrichtungen anbietet.

Die Fäden laufen zusammen

1967 wird der Ausschuß DV-Ausbildung gegründet, der zur Förderung der deutschen DV-Industrie beitragen sollte. Der Vorsitz fiel Robert Piloty zu. Schon nach kurzer Zeit konnten die "Empfehlungen zur Ausbildung auf dem Gebiet der Datenverarbeitung" vorgelegt werden. Diese wurden im Juli 1968 an die deutschen Hochschulen weitergegeben, zusammen mit der Zusage des Bundes auf finanzielle Unterstützung (Überregionales Forschungsprogramm Informatik).

Das Überregionale Forschungsprogramm Informatik (ÜRF)

Im DV-Ausschuß ging man davon aus, daß in den nächsten Jahren ca. 1800 Informatiker von der Industrie benötigt würden, und daß diese Anzahl von Absolventen nicht mit den bestehenden Einrichtungen erzielt werden könne. Für die Einrichtung des Studiengangs Informatik waren weder die Personal- noch die Sachmittel der Universitäten ausreichend und deswegen bedurfte es weiterer Unterstützung von staatlicher Seite. Da diese schließlich in Form des Überregionalen Forschungsprogrammes Informatik (ÜRF) für 12 deutsche Hochschulen zugesichert wurde, war es nun möglich den Studiengang einzurichten.

Robert Piloty, als Darmstädter Professor, setzte sich dafür ein, daß sich auch die TH Darmstadt an dem Projekt beteiligen sollte. Die Vorraussetzung, daß sich die Universität schon mit Informatik beschäftigt haben sollte, war schließlich schon durch den verschiedenen Alwin Walther, den eremitierten Karl Küpfmüller und letztendlich Robert Piloty selbst gegeben. Letztere wandte sich also an der Rektor und den kleinen Senat und stellte das Programm zur Einrichtung des Faches Informatik vor. Zunächst traf er jedoch im Senat auf einigen Widerstand, schließlich aber begann man mit dem Entwurf des "Informatik Memorandums", welches die Grundlage zur Einrichtung des Informatik-Studiums an der TH Darmstadt bilden sollte.