Der erste Informatik-Rechner
Schon das Informatik Memorandum merkt an, daß das Rechenzentrum nicht genügend Rechenleistung zur Verfügung stellt. Der im Hochschulrechenzentrum (HRZ) vorhandene IBM 7094 war nicht auf den neusten Stand und hätte auch kapazitätsmäßig nicht für eine Zweitnutzung in der Informatik ausgereicht. Mit der Überlegung einen neuen leistungsfähigen Rechner für die Informatik zu beschaffen gingen auch andere Zukunftsgedanken einher. Man glaubte, daß es sinnvoll sein könnte, sich mit dem HRZ einen Rechner zu Teilen, wobei es sich dann allerdings um einen Doppelprozesorenrechner handeln sollte. Im normalen Betrieb sollte man auf beide Prozessoren zugreifen können, sollte aber die Informatik spezielle Änderungen vornehmen wollen (deren eventuell fehlerhaftes Verhalten aber den ganzen Rechnerbetrieb lahmlegen könnte) konnte man die Prozessoren splitten. Dadurch hätte die Informatik ihre Versuche durchführen können, ohne Gefahr zu laufen, dem HRZ in die Quere zu kommen.
Sowohl die Kauf- als auch die Mietkosten eines Rechners waren damals enorm, bei der Berechnung hatte man den Preis für einen Rechner mit 10 Millionen DM veranschlagt, dazu kommen einmalige Nebenkosten von 600000 DM und monatlich 15000 DM Wartungsgebühren. Die Mitkosten dagegen erschienen noch erträglich: pro Monat 200000 DM Mietkosten, in denen die Wartung schon enthalten war, zuzüglich den einmaligen Nebenkosten von 600000 DM.
Allerdings kam es nicht zum Mieten eines Doppelprozessorenrechners, da sich ein politisches Argument dagegen stellte. Man sollte nicht nur die ausländischen Firmen durch den Kauf von Rechnern fördern, sondern auch die deutschen (z.B. Siemens, Telefunken). Deswegen wurde das Komplementaritätsprinzip eingeführt. Diese Prinzip verlangte, daß wenn zwei Rechner angeschafft werden einer deutsch sein muß, der andere ausländischer Machart sein darf. Da es schon im HRZ einen IBM-Rechner gab, mußte die Informatik ein deutsches Produkt kaufen und entschied sich für einen Siemens 4004/151. Durch Lieferschwierigkeiten mußte man 1972 übergangsweise mit einem Siemens 4004/46 vorlieb nehmen, bis 1973 das gewünschte Modell verfügbar war.